Wie alles begann...
Im Juli 1993 überkam mich während eines Spazierganges im Bereich des Wohngebietes am Fort Konstantin (oder "Platz" wie die Alt- oder Ur-Karthäuser das Gebiet nannten) die Neugier. Ich erinnerte mich an meine Schulzeit und daran, dass ich häufig mit zwei Klassenkameraden den Heimweg aus der Stadt über das Fort Konstantin nach Hause auf die Karthause genommen hatte. Außerhalb des Kehlturms führte damals eine Treppe in den gedeckten Gang (Treppenaufgang vom Kehlturm zu den anderen Festungsabschnitten). Darüber erstiegen wir das Plateau des Fort Konstantin (der herrlichen Aussicht auf die Stadt schenkten wir damals weniger Aufmerksamkeit) mit den noch weitgehend bewohnten Kasematten. Im Allgemeinen bummelten wir recht langsam nach Hause. Doch hier beschleunigten wir unsere Schritte und sahen zu, dass wir schnell durch die Tordurchfahrt, mit dem damals noch intakten, mit Schmiedeisen beschlagenem Eichenholztor, über den "Platz", vorbei an den alten, nun Wohnzwecken dienenden, ehemaligen Kasernengebäuden, zur Simmerner Straße kamen. Später mieden wir diese Variante des Heimweges ganz. Die jugendlichen Bewohner der Kasematten und der Gebäude des "Platzes" erschienen uns doch etwas zu aggressiv. Das war zu Beginn der 1960er Jahre.
Nun zurück zum Spaziergang im Juli 1993. Ich suchte den Zugang zum Fort Konstantin. Außer zugemauerten Fensteröffnungen fand ich auch eine größere Fläche, die mit schweren Hohlblocksteinen vermauert war. Hier musste offensichtlich die Tordurchfahrt zum Fort Konstantin gewesen sein. Da fiel mir auch wieder ein Gespräch im Jahre 1985 bei Hans-Peter Gorschlüter, dem ehemaligen Kulturdezernenten der Stadt Koblenz, ein. Er erwähnte damals, dass man sich wegen des ständigen Vandalismus in diesem Gebiet, insbesondere wegen eines kürzlich gelegten Brandes, bei dem nahezu das gesamte wertvolle Eichenholztor ein Raub der Flammen geworden war, (leider zu spät) dazu entschlossen habe, das Tor zuzumauern. Meine Neugier blieb also unbefriedigt. Es gelang mir nicht, einen Blick in dass Innere des Fort Konstantin zu werfen.
Kurze Zeit später, am Sonntag, dem 15. August 1993, las ich in der Mittelrheinischen Morgenpost (einem damals erscheinenden Anzeigenblatt) in einem Artikel unter der Überschrift "Initiative will Fort Konstantin retten", dass am 12. September 1993, dem "Tag des offenen Denkmals" das Fort Konstantin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden solle. In dem Artikel hieß es weiterhin:
"Ziel der Aktion ist es, den Interessenten ein Kulturdenkmal von europäischem Rang zu präsentieren, das leider seit Jahren verfällt. Nachdem der zur Festungsanlage gehörende Kehlturm mit erheblichem finanziellen Aufwand durch die Stadt Koblenz teilsaniert wurde, erhebt sich die Frage nach einer sinnvollen Nutzung. Diese sollte in baulichem Zusammenhang mit der klassizistischen Gesamtanlage gesehen werden. Zu diesem Zweck hat sich eine Initiative gebildet, die die Rettung und Erneuerung des Fort Konstantin verfolgt. Ein erstes Treffen findet am Donnerstag, 19. August, 19.00 Uhr im Restaurant Halfmann, ..., statt. Interessenten sind dazu herzlich eingeladen. Auskunft erteilt Dieter Marcos..."
Diesem Aufruf folgte ich. Außer mir erschien zu dem ersten Treffen noch ein weiterer Interessent. Uns gegenüber saß die "sich bereits gebildete Initiative": Dieter Marcos und Hans-Peter Günther.
Erste Arbeitstreffen für zwei oder drei Samstage wurden vereinbart. Es blieb nicht mehr viel Zeit bis zum "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag, dem 12.09.1993. An diesen Arbeitstreffen, zu denen dann noch einige weitere Interessenten dazustießen, waren wir nur damit beschäftigt, die Innenräume (vorerst nur Erdgeschoss und Obergeschoss) so herzurichten, dass sie durch Besucher gefahrlos betreten werden konnten. Der Kehlturm war eine unvollendete Baustelle.
Im Rahmen der vorangegangen Teilsanierung war die statische Sicherheit des Bauwerkes, das durch jahrelanges Eindringen von Feuchtigkeit und Frost zu zerbersten drohte, wieder hergestellt worden. Dazu waren die Böden bis auf die Gewölbekappen abgeräumt und neu aufgebaut worden. Außerdem waren Betonböden mit Mauerankern über den vorhandenen Böden eingezogen worden. Die Geschützscharten, die man im Zuge der Entfestigung (im Jahre 1922) zu Fensteröffnungen aufgebrochen hatte, wurden wieder in ihrer ursprünglichen Form hergestellt. In die Öffnungen waren Holz-Sprossenfenster eingebaut worden. Es waren jedoch nur die Fensterrahmen vorhanden. Wegen der Gefahr des Vandalismus (die mit elektrischen Impulsen arbeitende Taubenabwehranlage war bereits zerstört worden) lagerten die Fensterflügel noch in der Schreinerei und warteten auf ihren endgültigen Einbau. Im Außenbereich des Kehlturms mussten umfangreiche Erneuerungen in Naturstein ausgeführt werden. Die Fassaden waren mit einem Spezialputz versehen und mit einer Mineralfarbe gestrichen worden. Für die durch das städtische Hochbauamt geleitete, in den Jahren 1985 bis 1992 erfolgte Teilsanierung wurden etwa 2,5 Millionen DM ausgegeben.
Am 12. September 1993, dem "Tag des offenen Denkmals" (übrigens wurde dieser Tag in diesem Jahr in Deutschland zum ersten Mal begangen), gelang es, bei vielen Besuchern und vor allem auch
Pressevertretern das Interesse für den Kehlturm und vor allem auch für die weiteren Festungsteile, die wegen wuchernden Gestrüpps und ungesicherter Bausubstanz der allgemeinen Öffentlichkeit noch
nicht zugänglich gemacht werden konnten, zu wecken. Auch Hans-Jörg Assenmacher wurde durch die Veranstaltung angelockt. Auch er hatte die Idee, sich für eine Revitalisierung des Fort Konstantin -
allerdings mehr auf politischer Schiene - stark zu machen. Die Initiative "Pro Konstantin" war ihm etwas zuvorgekommen. Wahrscheinlich war die Zeit irgendwie reif für eine derartige Initiative.
Ausgelöst durch die weithin sichtbare Teilsanierung des Kehlturms hatte sich das Fort im Bewusstsein der Bevölkerung wieder zurückgemeldet.
Der Initiative von Hans-Jörg Assenmacher ist es zu verdanken, dass noch an diesem Tage durch ihn ein Gründungsbeschluss mit den Vereinszielen formuliert wurde. Dieser Beschluss wurde von 12 Interessenten unterschrieben. Damit war der Verein "Pro Konstantin" am 12.09.1993 gegründet.
Bereits am Mittwoch, den 15.09.1993 erschien von Reinhard Kallenbach ein umfangreicher Bericht über Geschichte und Probleme des Baudenkmals Fort Konstantin sowie über die Ziele der Initiative "Pro Konstantin" in der "Rhein-Zeitung". Der Bericht endete mit einem Hinweis auf die offizielle Gründungsversammlung des Vereins am 22.09.1993.
Dank des vorgenannten Berichtes waren zu der Gründungsversammlung 24 Teilnehmer erschienen. Während der Versammlung am 22.09.1993 wurde für den Verein "Pro Konstantin" eine Satzung beschlossen und der erste Vorstand gewählt.
Koblenz, den 23.04.2000
Harald Pohl