PRO KONSTANTIN e.V.
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Klösterliche Vorgängerbauten

Das Alleinstellungsmerkmal des Forts Großfürst Konstantin unter den preußischen Festungsteilen in Koblenz sind seine klösterlichen Vorgängerbauten.

Erster urkundlicher Nachweis

Der erste urkundliche Nachweis über die Existenz eines Klosters auf der Kartause stammt aus dem Jahre 1153. Die Urkunde wurde vom Erzbischof Hillin von Trier ausgestellt, der darin den Besitz des Klosters bestätigte, das sein Vorgänger Albero 1143 gegründet hatte. Als Klosterbesitz werden genannt: die Kirche mit dem Umkreis des Berges, der Ort Kapellen, der Kammerforst und der Bergwingert.

 
Benediktinerkloster

Ein gegen 1215 zwischen dem Benediktinerkloster auf der Karthause und dem Benediktinerkloster auf dem Oberwerth entbrannter Rangstreit, wer älter und dem anderen zum Gehorsam verpflichtet sei, entschied Erzbischof Theoderich am 02.07.1215 dahin gehend, dass beide Klöster unabhängig und gleichberechtigt wären. Die von beiden Klöstern als Beweismittel vorgelegten Urkunden ließ Theoderich einziehen und vernichten, so dass wichtige Urkunden für die Nachwelt verloren gingen.

In einer zweiten Urkunde vom gleichen Tag bestätigte er erneut den Klosterbesitz, wie bereits 1153 Hillin, vermutlich, um dem Kloster auf dem Beatusberg (frühere Bezeichnung für die heutige Karthause) "nach Abtrennung des Nonnenklosters einen gewissen Besitzstand zu garantieren". Eine nochmalige Bestätigung des Klosterbesitzes erfolgte 1233 durch Papst Gregor IX.

 
Chorherrenstift

Die Anfang des 14. Jhd. aufgetretenen Verfallserscheinungen des Benediktinerordens (Zuchtlosigkeit, Verfall des Klosterbesitzes) veranlassten den damaligen Kurfürsten Balduin von Luxemburg, das Benediktinerkloster am 03.01.1315 in ein Chorherrenstift umzuwandeln und 12 Stiftsherren zu berufen, nachdem der damalige Benediktinerabt Walram "am 20. Mai 1314 mit Zustimmung seines Konvents auf all seine diesbezüglichen Rechte zugunsten des Trierer Erzbischofs" verzichtete.

Aber bereits 17 Jahre später (1331) hob Balduin das Chorherrenstift wieder auf, da die Stiftsherren" wegen der Dürftigkeit ihrer Bezüge und der Einsamkeit der Lage des Stifts" ihrer Residenzpflicht nicht nachkommen konnten.

 
Kartäuserkloster

Noch im gleichen Jahr übertrug er durch Gründungsurkunde vom 18.08.1331 das alte Kloster samt seinem Besitz dem Kartäuserorden, in der Absicht, eine Kartause zu errichten. Balduin, der große Sympathie für diesen strengen Einsiedlerorden der katholischen Kirche empfand, der Eremitentum und Zönobitentum (Klosterleben) gleichzeitig miteinander verbindet, erhoffte sich durch die Kartäuser eine Behebung des bisherigen Missstände und eine religiöse Erneuerung. Mit der Umwandlung des Stifts in ein Kartäuserkloster beauftrage Balduin den Kartäuser Johannes von Echternach, der damit zugleich der erste Prior der Koblenzer Kartause wurde.

Krypta
Im Jahr 1997 wurde die Klosterkirchenkrypta unter Leitung des Archäologischen Denkmalamtes freigelegt.

Ergebnis der archäologischen Untersuchungen einer im Unterbau vollständig erhaltenen Krypta in der Mittelachse des mittelalterlichen Kirchenschiffes durch Axel von Berg (Archäologische Denkmalpflege Koblenz):

Nach dem erhaltenen Befund handelt es sich um eine für das Mittelrheingebiet typische sog. „Viersäulenkrypta“, die in den anstehenden Fels eingetieft wurde. Sie besteht aus einem quadratischen Chorgeviert mit vier tragenden Säulen im Innenraum, sechs wandgestützen Säulen und einer im Osten gelegenen Apsis mit Altarfundament. Im Westen war zudem der alte Eingangsbereich mit partiell erhaltenen Treppen-Fundamenten erhalten. Der in den Fels eingeschrotete Kryptaraum war nach allen Seiten mit einer Bruchsteinmauer bis zur heute nicht mehr erhaltenen Chorplattform eingefasst. Insgesamt vier freistehende Säulen, von denen nur noch die Podeste der Standflächen vorhanden waren, trugen das Gewölbe. Von zwei Wandsäulen waren noch die Basen aus Trachyt erhalten. Die Größe der Krypta lässt sich anhand des archäologischen Befundes genau rekonstruieren. Das Chorgeviert hatte ein Innenmaß von 6,50 m x 6,50 m, die Abstände der Säulen zueinander betrugen etwa 2,50 m. Das Altarfundament im Bereich der Apsis mit einer Größe von 2,20 m x 1,00 m war rechteckig aus Bruchsteinen gemauert und mit Tuff verkleidet. Der heute sichtbare Bauzustand gehört nach Größe, Ausstattung und den in situ erhaltenen Architekturteilen in das 12. Jh.

 

Sondagen im Innenraum der Krypta unter dem Fußboden erbrachten überraschenderweise Planierungsschichten, aus denen Fundmaterial des 10./11. Jh. geborgen wurde. Diese Schichten sind zum Zeitpunkt der Kryptaeintiefung in den Fels als Ausgleichsschicht aufgebracht worden. Weiterhin wurde im Innenraum unmittelbar zwischen Apsis und Altar eine weitere kleinere Apsis freigelegt und dokumentiert, die nach dem archäologischen Befund vor das 12. Jh. datiert und zu einer älteren Bauphase der Krypta gehören muss. Die bisherigen Erkenntnisse nach dem archäologischen Befund deuten auf eine kleinere, ältere Krypta an dieser Stelle hin, die im 12. Jh. erweitert und auf den jetzt sichtbaren Zustand verändert wurde.

 

Der Krypta-Innenraum ist nach den Funden gegen Ende des 17. Jh. abgebrochen und verfüllt worden. Diese grundlegenden Nutzungsveränderungen des mittelalterlichen Baukörpers können durchaus mit den massiven Zerstörungen nach der Stadtbeschießung 1688 durch die Truppen Ludwig XIV. von Frankreich zusammenhängen. Im frühen 18. Jh. wurden dann an der Stelle des mittelalterlichen Sakralbaues eine neue Kirche errichtet und für diesen barocken Neubau in die Verfüllung der alten Krypta mächtige Fundamentlager eingebracht. 

 

(„Die archäologischen Untersuchungen im Bereich des Fort Konstantin auf dem Beatusberg in Koblenz“ von Axel von Berg aus „Andacht & Krieg“, der Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum PRO KONSTANTIN e. V., ISBN 39807361-5-6, Erscheinungsjahr 2004)

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